Dienstag, 10. Januar 2017

Jojo Moyes - Ein ganzes halbes Jahr

Öh ja... Das war eine unbeabsichtigte etwas längere Pause. Aber jetzt hab ich auch wieder so richtig Lust zu bloggen und zu rezensieren und werde mich bemühen, die in der Zwischenzeit gelesenen Bücher nachzuholen (und das sind nicht wenige). Ich rede jetzt auch gar nicht lange drum herum, sondern fange gleich mit dem oben stehenden Buch an. In diesem Fall: Achtung, eventuelle Spoiler inklusive.


Klappentext

Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.
Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.


Meine Meinung

Von Frau Moyes Büchern hört man ja immer wieder. Alles Bestseller, soweit ich es mitbekomme und meistens brauche ich gerade bei hochgelobten Büchern sehr lange, bis ich sie selbst lese. Geht mir aber auch bei Filmen und anderen Dingen so, ich warte bis der allgemeine Hype abgeklungen ist und bilde mir dann in aller Ruhe selbst eine Meinung.

Die Story ist schnell erzählt: Lou verliert ihren bisherigen Job und fängt als Pflegerin von Will an, der durch einen Unfall fast komplett gelähmt ist und immer wieder mit großen Schmerzen und Krankheiten kämpfen muss. So will er nicht weiterleben und hat seine Entscheidung diesbezüglich längst getroffen, musste aber seinen Eltern versprechen, noch ein halbes Jahr zu warten. Nun kommt Lou ins Spiel, die ihn in diesem halben Jahr aufmuntern und alles versuchen soll (und auch will), ihn wieder davon abzubringen.

Der Schreibstil ist sehr locker, man kann das Buch schnell und flüssig lesen, ab und zu hat es aber auch mal seine Längen. Die Autorin lässt sich viel Zeit, die Personen (vor allem Lou, aus deren Perspektive wir die Handlung erleben) einzuführen, fast zuviel Zeit. Selbst nachdem uns Wills Entscheidung bewusst geworden ist, plätschert es manchmal einfach vor sich hin und man hat das Gefühl, das sich einige Dinge ständig wiederholen.

Wills und Lous schwieriger Alltag mit all seinen Tücken (zum Beispiel, das man mit einem Rollstuhl nicht überall hin kommt) ist sehr gut beschrieben. Man merkt, das Frau Moyes sich wohl sehr intensiv mit der Thematik beschäftigt hat. Ich bin aber auch ab und zu mal über eine Kleinigkeit gestolpert. Jemanden mit diesem Krankheitsbild als Schmerzmittel Paracetamol zu geben, ist ja eher lächerlich.

Beide Protagonisten fand ich sehr liebevoll beschrieben. Gerade Wills Gedanken und Gefühle konnte ich gut nachvollziehen und auch seine Entscheidung kann ich verstehen. Die Thematik der Sterbehilfe ist ja sehr umstritten. Aber ich denke, es lässt sich leicht urteilen, wenn man selbst nicht in so einer Lage ist. Es kommt gut rüber, was für ein Mensch Will vor seinem Unfall war und warum er so nicht leben will.

Auch Lou ist sehr sympathisch. Die sich entwickelte Liebesgeschichte zwischen den beiden gefiel mir an sich auch ganz gut. Was mir nicht gefiel, war das Ende. Es war meiner Meinung nach sehr früh sehr offensichtlich, das es bei diesem Buch kein gutes Ende geben würde, keine Wunderheilung im letzten Moment. Das ist auch realistisch. Allerdings drückt die Autorin hier extrem, fast schon gezwungen auf die Tränendrüsen. Man hat das Gefühl, das einem mit dem Holzhammer vermittelt wird, das man jetzt gefälligst traurig sein muss. 90 Prozent der Leser werden es wohl sein, mein Ding ist sowas nicht.

Allgemein frage ich mich, ob das Buch nicht ohne die Liebesgeschichte besser gewesen wäre. Mir hätte es auch gefallen, wenn sich zwischen den beiden einfach eine tiefe Freundschaft entwickelt hätte. So wirkt das Ganze einfach sehr theatralisch aufgeblasen.

Von den restlichen Personen fand ich Wills Eltern sehr gut dargestellt. Vor allem seine Mutter, ihr Konflikt und ihre Trauer waren ausgezeichnet beschrieben. Lous Familie fand ich dagegen teilweise etwas unsympathisch. Allen voran ihre Schwester, die ich einfach nur als egoistisch empfand. Lous Freund Patrick ist wiederum sehr unsympathisch geschrieben. Es ist offensichtlich, das man ihn auf keinen Fall mögen soll.

Fazit: Trotz meiner Kritikpunkte hat mir das Buch gut gefallen und ich kann es auch weiter empfehlen (und ich werde mir wohl auch die Fortsetzung genauer ansehen).

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