Samstag, 11. Juni 2016

Lesley Turney - Das Flüsterhaus

Klappentext

Annie sollte glücklich sein: zusammen mit ihrem Mann William, einem einflussreichen Polizeioffizier, und ihrer Tochter Elizabeth lebt sie ein beschauliches Leben. Aber dennoch - etwas fehlt. Als ihre Jugendliebe Tom aus dem Gefängnis entlassen wird und den Kontakt zu ihr sucht, weiß sie auch, was sie vermisst hat. Kopflos und voller neuer Lebenslust lässt sie sich auf ein Abenteuer ein - nicht ahnend, dass sie bald mit einem schweren Schicksalsschlag dafür bezahlen muss...


Meine Meinung

Dieses Buch würde ich als halb Liebesroman, halb Krimi einstufen, allerdings... gut gemeint, aber schlecht ausgeführt. Mein größtes Problem war, das mir Annie extrem unsympathisch war. Von Anfang an wirkt sie sehr unzufrieden und gelangweilt, sie mäkelt ständig an ihrem Ehemann herum, betont, wie sehr er sie vernachlässigt. Dieser wirkt, als wolle ihn die Autorin so unsympathisch wie nur irgendwie möglich beschreiben, vermutlich um Annie einen Freifahrtschein zum Ehebruch zu verschaffen. Denn zu diesem kommt es schnell.

Annies Jugendfreund Tom wurde wegen eines Mordes zu zehn Jahren verurteilt. Als er entlassen wird, kommt es schnell zu einem neuen Mord. Doch das scheint Annie nicht zu verunsichern, sie stürzt sich fast sofort in eine Affaire und glaubt Tom, der ihr immer wieder seine Unschuld beteuert.

Die Handlung plätschert dabei sehr belanglos vor sich hin. Wir erleben das Geschehen durch Annies Augen, die gefühlte 90 Prozent des Buches nur vor sich hin lamentiert, wie unglaublich unzufrieden sie mit ihrem Leben ist und wie wenig sie anscheinend ihren eigenen Ehemann leiden kann. Mir stellt sich vor allem eine Frage: Warum hat sie ihn dann geheiratet? Weil der Exfreund nicht mehr verfügbar ist (weil im Gefängnis), nimmt man doch nicht einfach den Erstbesten. Und das scheint William gewesen zu sein, der nach Toms Verurteilung sofort zur Stelle war.

Auch der Krimi-Teil ist sehr.... unspannend. Ja, es passiert ein Mord. Nach einiger Zeit passiert auch noch ein Mord. Aber diese scheinen nur nebenbei zu laufen, es wird kaum auf sie eingegangen. Natürlich wird Tom wieder verdächtigt, das ist auch das einzige, was man über weite Strecken über diesen Mord liest.

In einer Nebenhandlung lernt man auch Annies Familie kennen. Ihr Vater ist Bergarbeiter und nimmt während des Buches an einem großen Streik teil, wird sogar kurz verhaftet. Dieser Streik wäre an sich eine interessante Idee, da er auch William in seiner Position als Polizist beschäftigt, doch auch hier wird kaum darauf eingegangen. Ihre Mutter findet heraus, was ihre Tochter treibt und ist damit absolut nicht einverstanden (was ich auch nachvollziehen kann). Annies jüngerer Bruder ist ebenfalls im Bergwerk beschäftigt und erleidet nach einiger Zeit einen schweren Verkehrsunfall, der ihm einen Arm kostet und - wie sich herausstellt - an dem William in nicht sehr ehrenvoller Art und Weise beteiligt war. Annies Familie wirkt tatsächlich interesssanter als sie selbst, auch wenn man sie kaum kennen lernt.

Warum Annie bei zwei Männern (Tom und William) so begehrt ist, bleibt mir ein Rätsel. Auch wenn immer wieder mal beschrieben wird, wie schön sie ist: Ihr Charakter ist es nicht. Und Ehebruch kann ich in keinem Fall gutheißen. Meiner Ansicht nach hätte Annie sofort die Konsequenzen ziehen und sich von William trennen müssen.

Das Tom sich am Schluss als unschuldig erweist, hat mich kaum mehr überrascht. Der tatsächliche Mörder an sich schon, denn ich hatte mit William gerechnet, der seine Frau um jeden Preis behalten will. Wer es war, möchte ich jetzt natürlich nicht verraten, das müsst ihr selber lesen. Auch wenn ich dieses Buch leider nicht empfehlen kann. Die Charaktere sind fast durchgängig unsympathisch, allein Annies Tochter wirkt ein bißchen erfrischend. Die Handlung plätschert ohne Höhepunkt vor sich hin. Nicht einmal die Auflösung des Mordfalls treibt den Blutdruck sonderlich in die Höhe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen